Inspiration 64

Copyright: fotolia.de / Jürgen Fälchle

Mahnmal für Bauherren: Der Schiefe Turm von Pisa

Hätten die Stadtväter von Pisa 1173 vor der Grundsteinlegung des Glockenturms zu ihrem Dom ein Baugrundgutachten eingeholt, dann hätte sich Galileo Galilei einen anderen Ort für seine Entdeckung der Fallgesetze suchen müssen. Denn dann wäre es nicht jener „Schiefe Turm von Pisa“ geworden. Erbaut auf einem Untergrund aus lehmigem Morast und Sand und ein Mahnmal für Bauherren bis auf den heutigen Tag.

Wer bei dem Kauf seines Baugrundstücks nicht auf den Baugrund achtet, kann bei seinem Traumhaus später böse Überraschungen erleben: Absenkungen des Gebäudes, Risse im Mauerwerk, die entstehen, wenn das Erdreich die Last des Baus nicht oder nicht überall gleichmäßig trägt. Auch der berühmte Turm von Pisa begann sich erst im 12. Baujahr zu neigen.

Eine verlässliche geologische Erkundung und Beratung sollte deshalb zur Bauplanung gehören. Denn ein Baugrundgutachten sichert den Bauherren gegen Baugrundrisiken und teure technische Nachbesserungen ab.

Bei den Böden ist Sand besser als sein Ruf. Mit ihren verschiedenen Korngrößen und Mischungen und dem geringen Anteil an Feinkorn geben Sand und Kies in der Regel gegen das sprichwörtliche „auf Sand gebaut“ einen guten Baugrund ab. In den kargen, sandigen Geest- und Heideböden kann Wasser gut versickern.

Marschboden ist eher schwer und führt meistens einen hohen Grundwasserstand. Bei lang anhaltendem Regen oder Hochwasser eines nahegelegenen Flusses kann es zu Staunässen kommen. Wird in Gebieten mit extremen Grundwasserschwankungen nicht sorgfältig untersucht und geplant, kann es dazu führen, dass ein Haus später „auftreibt“ oder gar absackt. Mit unabsehbaren Folgen für den Keller.

Die Messdaten der Grundwasserverhältnisse und die Tragfähigkeit geben dem Statiker die Grundlagen für die Bemessung des Fundaments. Untersuchungsdaten der Versickerung benötigt der Bauingenieur zur Dimensionierung der Dränage oder der Sickerschächte für dass Oberflächenwasser.

Ist die Qualität des Baugrunds nicht gesichert, können auch Bodenverunreinigungen (Schadstoffe von Heizöl, Altöl, Benzin), die erst später, beispielsweise beim Anlegen eines Swimmingpools, zutage treten, für unliebsame Überraschungen sorgen und Kosten verursachen.

Vorgeschrieben ist ein Baugrundgutachten nicht. Doch minimiert es Risiken. Bei einem Grundstück in einem bereits erschlossenen Siedlungsgebiet kann man davon ausgehen, dass alle bauphysikalischen Untersuchungen bereits unternommen wurden. Dennoch kann es ratsam sein, beim eigenen Grundstück noch einmal zu prüfen. Denn diese Untersuchungen werden für das gesamte Baugebiet, nicht aber für jedes einzelne Grundstück durchgeführt.

Übrigens: Nachdem der berühmte Glockenturm von Pisa sich zu neigen begann, dauerte er bis zu seiner Fertigstellung noch 187 Jahre.

zur Übersicht
Mahnmal für Bauherren: Der Schiefe Turm von Pisa